Ein neuer AnfangErstmals nach zehn Jahren trat der Senat, besser gesagt die neun wichtigsten Senatoren, am Beginn des Jahres zu einer Sitzung unter dem Vorsitz des neuen Ersten Konsul Quintus Publilius Philo zusammen. Nachdem in den letzten Jahren einige Senatoren den Senat aus Altersgründen verlassen hatten, waren nun jüngere Senatoren in dieses Collegium nachgerückt. So bestand es nun aus den Senatoren Sextius Volteius Adauctus, Marcus Quintilius Nerva, Decius Antonius Laenas, Marcus Vinicius Andronicus, Lucius Cornelius Inregillensis, Titus Flavius Belisarius, Valerius Sentius Augurnus und Tiberius Pollienus Macro, einzig die Lücke die der Senator Quintus Fabius Marcellus hinterlassen hatte, war noch nicht geschlossen worden.
Der neu gewählte Erste Konsul Quintus Publilius Philo, es war sein zweites Konsulat nach 16 Jahren, betrat die Hallen des Senates in der Curia Hostilia. Hier fand vor zehn Jahren die letzte Sitzung des Senates statt. Seitdem waren diese Räumlichkeiten nur noch von wenigen Senatoren betreten worden. Da es nichts mehr zu besprechen und zu entscheiden gab, gab es auch keinen Grund die Curia Hostilia aufzusuchen. In diesen Jahren waren etliche Senatoren aus dem Senatorenstand ausgeschieden und neue Senatoren waren dazugekommen, aber noch nicht mal als der amtierende Princeps Senatus, Lucius Caecilius Metellus, aus dem Senat ausgeschieden war, hatten sich die Senatoren eingefunden um einen Nachfolger zu wählen. So blieb dieses Amt unbesetzt, denn nicht einmal die Konsuln hatten Interesse daran es zu vergeben.
Philo durchstreifte die Halle, seine Finger wanderten über die Marmorsäulen die die Decke des Hauptgebäudes trugen. An den Wänden hingen die Abzeichen und Fahnen des Senates, über dem Halbrund der Sitzbänke der Senatoren breitete der römische Adler seine Schwingen aus. Der Sella Curulis, der Sitzplatz der Konsuln, stand gesondert vor dem Halbrund. Eine leichte Staubschicht hatte sich auf dem Stuhl angesammelt, den der Konsul mit einigen Handstrichen wegwischte.
Er nahm Platz und erwartete das Eintreffen der Senatoren zur ersten Sitzung des Senates nach der Alleinherrschaft der Konsuln, im Volksmund Konsulardiktatur gescholten.
Als erster traf Titus Flavius Belisarius in der hohen Halle ein. Er war zum ersten Mal hier, seit er zum Senator ernannt worden war. Die Jahre der Konsularherrschaft, vor allem sein eigenes Konsulat, hatten ihn stark geprägt. Ihm war der offensichtliche Nutzen beschleunigter Entscheidungsfindung bewusst geworden, auch wenn vor allem Konsul Privernas seine Macht in Bezug auf die von ihm angestrengten Statthalterprozesse doch sehr großzügig interpretiert hatte. Nun zu den alten Querelen zurückkehren zu müssen, war ihm ein Graus. Vor allem die Blockadepolitik von Seiten der Volksversammlung, die auch wichtige Entscheidungen verhindern oder zumindest verzögern konnte, musste seiner Meinung nach gestoppt werden. Daher hatte er sich schon einige Anträge zurechtgelegt, die er nach Beginn der Sitzung einzubringen gedachte um die Republik handlungsfähiger zu machen.
Als die Sitzung begann, erhob sich Belisarius von seinem Platz und sprach zu den Senatoren. Er stellte fest, dass ein ereignisreiches Jahrzehnt vorbeigegangen war, in dem viele wichtige Entscheidungen getroffen worden waren - und dies sei auch nötig gewesen. Zwar habe es auch unrühmliches gegeben, wie die von Konsul Privernas angestrengten Untersuchungen gegen die ehemaligen Statthalter, wahrlich kein Glanzpunkt in der römischen Rechtsgeschichte, doch die Konsularherrschaft habe Rom Frieden und Wohlstand gesichert, ebenso wie sie durch eine solide und sorgsame Außenpolitik das beinahe Unmögliche geschafft hatte: ein mögliches mächtiges Hellenenreich zu verhindern. Noch zehn Jahre zuvor galt dies als aussichtslos. Man müsse sich nun nur die aktuellen Landkarten ansehen um zu erkennen, dass Roms größter Feind am Boden lag ohne auch nur einen einzigen aktiven Eingriff römischer Soldaten. Nun aber würde das alte politische Leben wieder die Republik beherrschen und die Konsuln hatten auf der Suche nach richtigen Entscheidungen wieder den Kampf gegen die Automatismen der Politik aufzunehmen. Der Machtkampf im Senat würde ebenso wieder ausbrechen wie die Querelen früherer Jahre. Eine besondere Aufmerksamkeit müsse man den übereifrigen Volkstribunen schenken, die durch die Volksversammlungen die Geschäfte des Staates lähmen konnten, dem müsse nun Einhalt geboten werden. Ungern wolle er, Belisarius, sein Schicksal in die Hände der Volksversammlung legen, die vom Pöbel beherrscht werde. Der Senat sei die legitime Vertretung des römischen Volkes und durch die Erfahrung der Senatoren im Umgang mit der höheren Politik eher dazu prädestiniert, die weisesten Entscheidungen zum Wohle des Volkes zu treffen. Ein Gemeiner werde eher Entscheidungen zu seinem Wohl treffen, was letztlich zu Lasten der staatstragenden Schichten gehen würde. Daher beantrage er als seine erste Amtshandlung diesem Unwesen ein Ende zu machen, so dass die Volksversammlung in Zukunft nur noch über Gesetze zu beraten habe, die vom Senat als Senatus Consultum an sie weitergeleitet worden waren oder die nach Antrag eines Volkstribuns vom Senat genehmigt worden waren.
Marcus Quintilius Nerva war der Senator der nach Titus Flavius Belisarius das Wort ergriff. Zehn Jahre zuvor war er einer der drei Senatoren gewesen, die den Antrag des Konsul Privernas zur Machterweiterung der Konsuln unterstützt hatte. Vor dem Senat äußerte er in dieser ersten Sitzung seit diesem Tag, dass er die Vorgehensweise des Konsuls, der nach der Ablehnung durch den Senat seinen Antrag vor die Volksversammlung brachte und dort beschließen ließ, nicht gutheißen konnte. Mit seinem Antrag im Senat habe sich Konsul Privernas der Entscheidung der Senatoren unterworfen, jedoch sah er sich dann daran nicht mehr gebunden. Es sei zwar sein Recht gewesen die Volksversammlung anzurufen, so wollten es die Gesetze Roms, aber ein fader Nachgeschmack bliebe, zumindest bei ihm, trotzdem.
Rückblickend auf die letzten zehn Jahre könne man jedoch wahrlich ohne Untertreibung sagen, dass die Götter wohl auf der Seite der Republik gestanden und sowohl das Reich der Iberer als auch das der Griechen zum Einsturz gebracht hatten. Rom, geführt von seinen Konsuln, hatte gut daran getan, diese Entwicklungen nur zu beobachten. Nun habe sich eine neue Lage für die Republik ergeben, derer man das Denken und Handeln anpassen müsse. Der Feind von gestern war nicht mehr der Feind von heute. Wer aber nun der Feind der Republik war müsse erst noch genau ergründet werden. Ebenfalls teile er, zumindest teilweise, die Einschätzung des jungen Senators Belisarius. Diese zehn Jahre hatten dem Senat gezeigt wie die Republik geführt werden kann, wenn Eintracht herrscht und Entscheidungen schnell getroffen werden können. Dass vielleicht gerade Konsul Privernas in seinen Aktivitäten ziemlich spontan und weitgreifend handelte mag man sagen können, aber es habe sich daraus aus der Sicht des Senators kein Nachteil für die Republik ergeben.
Allerdings könne er dem Senator Belisarius nicht in seiner Einschätzung bezüglich der Volksversammlung beipflichten. Dass der Senat die legitime Vertretung des römischen Volkes sei, sei richtig, aber man sollte sich fragen ob er denn in der Vergangenheit auch immer so handelte. Darüber könne man streiten, es würde aber zu keinem Ergebnis führen, denn dieser Streit sei fast so alt wie die Republik. Aber die Aussage, dass der Senat dazu prädestiniert wäre die weisesten Entscheidungen zum Wohle des Volkes treffen, grenze an Arroganz. Gerade in der Frage der Machterweiterung des Amtes des Konsuls hatte sich die Volksversammlung als die weisere Entscheidungsinstanz präsentiert, indem sie gewährte was der Senat versagte. Dass ein Gemeiner eher Entscheidungen zu seinem Wohle treffen würde, könne er ebenfalls so nicht gelten lassen, denn man musste nur zurück auf Entscheidungen des Senats schauen: wie oft war dort das eigene Wohl der Senatoren der ausschlaggebende Grund für eine Entscheidung gewesen? Viel zu oft! Und welche sei denn die staatstragende Schicht der Republik? Richtig, das Volk, die einfachen Plebejer, die Gemeinen, denn ohne das Volk gäbe es keinen Senat und keine Republik, Rom könne nicht ohne sein Volk existieren, aber das Volk könne ohne Senat existieren. Daher sei es nur Recht, dass diejenigen die den größten Bevölkerungsanteil der Republik stellen und die meisten Lasten zu tragen haben auch ein freies Entscheidungsrecht besitzen und nicht nur zu Entscheidungen befragt wird, die der Senat bereits getroffen hatte.
Senator Belisarius erwiderte auf die Worte Senator Nervas, dass genau ein solches Handeln durch seinen Antrag verhindert werden soll und es sei auch nicht das Ziel des Antrags sei die Volksversammlung gänzlich abzuschaffen. Den Volkstribunen stehe es nach wie vor frei Anträge vor die Volksversammlung zu bringen, solange diese nicht Senatsentscheidungen zuwider liefen. Dies sei notwendig um die Handlungsfreiheit des Senates zu erhalten und nicht den Launen der Volksversammlung unterworfen zu sein. Weiters sollte den Volkstribunen auch weiterhin ihr Veto-Recht zugestanden werden um Kompromisse im Sinne des Volkes erreichen zu können.
Decius Antonius Laenas wandte, als Mann der aus dem Volk kam und für das Volk kämpfte, ein, dass er keinen Antrag unterstützen werde, der die Volksversammlung zu einer Abnickversammlung für den Senat machen sollte. Die Volksversammlung sei seit jeher unabhängig vom Senat gewesen und eine Bevormundung wie sie hier angedacht sei, würde vom Volk auch nicht hingenommen werden. Das Volk lasse sich nicht für dumm verkaufen und werde sich seine Recht auch nicht vom Senat beschneiden lassen. Das Volk werde für seine Rechte kämpfen. Und wenn der Senat keine blutigen Unruhen in der Stadt haben wolle, sollte er ganz genau darüber nachdenken, was er zu entscheiden gedenke.
Wenn das Verhalten des Konsuls Privernas eines zeige, dann das die Mehrheit des Senates eben nicht im Sinne des Volkes abgestimmt habe, sondern wohl eher mit der Angst des eigenen Machtverlustes. Auch gab Senator Laenas zu, am Anfang nicht schlüssig zu dem Antrag gewesen zu sein, aber nach Abwägung aller Faktoren kam er zu dem einzig richtigen Schluss, der die Wünsche des Volkes berücksichtigte, und dieser konnte damals nur lauten, dem Antrag zuzustimmen. Und gerade aus dem Grund, dass der Senat auch oftmals Entscheidungen getroffen hatte, die nicht den Wünschen des Volkes entsprachen, sei es überaus wichtig dem Volk die Möglichkeit in die Hand zu geben, Entscheidungen des Senates zu kippen und rückgängig zu machen.
Senator Inregillensis äußerte sich dahingehend, dass man auf keinen Fall der Volksversammlung wichtige Entscheidungen überlassen dürfe. Die Senatoren seien dazu auserwählt, um dem Volk zu dienen. Es sei natürlich richtig, dass das Volk ohne den Senat weiter existieren kann, aber er prophezeie, dass es dann sehr schnell mit der Republik vorbei sein würde, wenn man dem Volk eine solche Entscheidungsgewalt überlasse wie bisher.
Die Volksversammlungen sollten aber weiterhin bestehen und auch die Gültigkeit von deren Entscheidungen dürfe nicht angezweifelt werden. Der Senat solle aber das Volk nicht überanstrengen und über wichtige Punkte entscheiden lassen, ohne dass diesem die genauen Umstände bekannt wären. Die Senatoren wüssten doch, dass in Tavernen und Bädern viel gesprochen werde. Stehe an den Grenzen Roms ein unbekannter Soldat, so wäre es drei Stunden später bereits eine kleine Armee und sechs Stunden später läge bereits Rom in Barbarenhänden, zumindest dann wenn es nach den Erzählungen auf dem Forum ginge. Es könne nicht sein, dass eine Volksversammlung und deren Entscheidung das herrliche römische Reich in Nöte bringe.
Ein weiterer neuer Senator, Valerius Sentius Augurnus, richtete nun seine Worte an den Senat. Er machte deutlich, dass er für einen starken Senat eintrete und dass das was unter der Leitung des Senates in den letzten Jahrzehnten erreicht worden war, die Erfolge der zehnjährigen Konsularherrschaft bei weitem übertreffe. Nichtsdestotrotz schätze und achte er das Amt des Konsuls und diejenigen die es bisher ausübten. Genauso schätze er auch die Volksversammlung, sie sei Auge und Sprachrohr des Volkes, doch gerade der Umstand, dass sich die Volksversammlung mit dem Entscheid vor zehn Jahren selbst entmachtete und den Konsuln willfährig diese "ganz besondere" Stellung einräumte, zeige auf, dass sich die Volksversammlung nicht klar zu Republik bekenne. Die Möglichkeit des Umstandes, dass sich die Konsuln mit dem Umweg über die Volksversammlung ihre Machtbefugnisse erweitern können, müsse gründlich überdacht werden. Daher sei er geneigt den Antrag des Senators Belisarius zu unterstützen.
Marcus Vinicius Andronicus erklärte, dass er grundsätzlich dagegen sei an den alt hergebrachten Traditionen zu rütteln oder sie sogar zu Gunsten des Senates zu verändern. Das Volk habe vor zehn Jahren nicht nur sich selbst entmachtet, sondern den Senat gleich mit. Aber diese Entscheidung diente einem Zweck und habe sich als absolut richtig erwiesen. Er gab auch im Nachhinein zu, dass es ein Fehler von ihm gewesen sei gegen den Antrag zu stimmen, der aber aus seinen Ängsten resultierte, dass die Konsuln sich gebärdeten wie die alten Könige. Das Volk aber habe sich im Vertrauen auf die Republik und die an deren Spitze stehenden Konsuln in deren Hand begeben. Es habe also bewusst seiner sog. Entmachtung auf Zeit zugestimmt - aus freier Entscheidung. Was aber nun geplant sei, stelle eine dauerhafte Zwangsentmachtung des Volkes dar, die weder zeitlich begrenzt sei, noch dem Willen des Volkes entspräche und nur dazu diene den Senat in eine allbestimmende Stellung zu heben, die ihm nicht gebühre. Was wäre der nächste Schritt? Das Königtum wieder einzuführen? Wenn der Senat diesen Weg beschreiten wolle, dann versicherte Andronicus den Senatoren, dass es nicht mehr lange dauern würde bis wieder ein Mann allmächtig und auf Dauer über die Republik herrschen werde. Damit beerdige sich der Senat selbst.
Senator Macro, auch neu in den Reihen des Senats, fasste sich in seinen Worten sehr kurz. Für ihn gab es keine Veranlassung die althergebrachten Grundsätze der Ahnen in Bezug auf die Rolle der Volksversammlung und ihre Notwendigkeit in Frage zu stellen. Daher sehe er auch keinen Grund daran etwas zu ändern, wie es von Senator Belisarius vorgeschlagen wurde.
In Anbetracht der Vorbehalte gegen einige Teile seines Antrages bot Senator Belisarius einen Kompromiss an. Die neue Variante des Antrages sah vor, dass lediglich beschlossen werden sollte, dass die Volksversammlung nicht über Anträge abstimmen dürfe, die bereits Gegenstand eines Senatsbeschlusses seien. Durch diese entschärfte Variante sollten die Spielräume der Volksversammlung dem Wortlaut nach weniger eingeschränkt werden und lediglich die Möglichkeit unterbinden, Senatsbeschlüsse durch die Volksversammlung aufzuheben.
Senator Nerva sah darin jedoch keinen Unterschied in der Kernfrage des Antrags, die weiterhin das Ziel habe die Rechte der Volksversammlung massiv zu beschneiden um damit zu verhindern, dass Senatsentscheide die dem Volkswillen zuwiderliefen, verhindert werden könnten. Dies sei jedoch nicht Sinn und Zweck der Republik und deshalb stimme er auf jeden Fall gegen diesen Antrag, der die erste Stufe darstelle den Geist der Republik zu ihrem Nachteil zu verändern.
Senator Adauctus meinte gerade heraus, dass sich ihm das Ziel der Gesetzesänderung wie sie Titus Flavius Belisarius vorschwebte nicht erschließe. Den Grund könne er nachvollziehen aber was mit dem Antrag wirklich erreicht werden solle sei ihm nicht klar. Auch er äußerte, dass die Republik seit vielen Jahrzehnten erfolgreich nach diesen bestehenden Prinzipien funktioniere und ohne eine wirkliche Notwendigkeit bestehe für ihn keine Veranlassung dies zu ändern.
Senator Belisarius erwiderte auf die Frage, dass dieser Gesetzesentwurf keinesfalls dazu dienen solle, die Republik abzuschaffen. Er solle lediglich verhindern, dass ein ambitionierter Konsul oder Volkstribun den Senat ins politische Abseits befördere. Lucius Cornelius Inregillensis fügte ergänzend hinzu, dass nicht nur Steuern und das Militär reformiert werden mussten und müssen, sondern auch die Politik einem ständigen Reformprozess unterliege um den Veränderungen innerhalb der Republik Rechnung zu tragen. Die Volksversammlung solle weiterhin ein politisches Instrument bleiben, aber der Sinn der Senatsdebatten wäre nicht mehr gegeben, wenn danach Entscheidungen des Senates zunichte gemacht werden können. Das römische Volk mochte kultiviert und zum Teil auch gebildet sein, jedoch vermochte das Volk keine gründlicheren Einschätzungen zu Themen zu treffen. Der Senat könne und werde dem Volk weiterhin wichtige Entscheidungen überlassen, jedoch nur mit der Zustimmung des Senates.
Sextius Volteius Adauctus eröffnete nun Senator Belisarius, dass er ihm und seinen Anträgen nicht traue. Einem Mann der dem Königtum anhänge und es wieder einführen will in der Republik, gelte sein ganzes Misstrauen und so jemand könne von ihm keine Unterstützung erwarten. Auch der Behauptung der Antrag des Senators Belisarius habe nicht das Ziel die Republik abzuschaffen, glaubte er nicht. Dieser Antrag sei nur ein erster Schritt: erst entmachte Belisarius das Volk, dann den Senat und dann müsse man wieder die Knie beugen vor einem Rex.
Senator Belisarius entgegnete dass seine Unterstützung der Monarchie keineswegs pauschal sei. Es habe jedoch, und das müsse auch Adauctus zugeben, sehr fähige Männer auf Roms Thron gegeben. Er erinnerte dabei besonders an Servius Tullius. Auch in einer von ihm gewünschten Monarchie wäre der König niemals allmächtig, wie es bei den östlichen Völkern üblich sei. Der Senat als Kontrollinstanz sei zwingend erforderlich. Doch bis Rom reif sei für eine kontrollierbare und weise Königsherrschaft, werde noch einige Zeit vergehen müssen, zumal er derzeit niemanden kenne, den er zum König krönen würde. Im Endeffekt habe die von Adauctus befürwortete Konsularherrschaft mehr Charakteristika einer absoluten Monarchie, als er, Belisarius, sie je für nötig hielte.
Auch Senator Augurnus schloss sich dieser Auffassung an, für ihn glichen die letzten zehn Jahre zumindest in der Machtentfaltung quasi einer Königsherrschaft. Er könne und wolle nicht glauben, dass es Senatoren gebe die diesen Umstand nicht sehen wollen. Er stellte sich die Frage ob einer der Senatoren auf den Posten des Konsuls schiele und dann sein Schicksal suchen wolle oder sich hier jemand als Gönner aufzuspielen beabsichtigte. In seinen Augen würde alle Macht des Imperiums in einer Hand vereint zu einseitigen Verhältnissen und Vorteilen für wenige führen. Dass dieser Umstand von einigen Senatoren nicht eingesehen oder gar geleugnet wurde, enttäusche ihn sehr. Das große Problem sei, dass der Pöbel, mit seinen teilweise sehr kurzfristigen Ambitionen einem Gaukler und Versprecher in die Arme fallen könnte und damit das Ende der Republik heraufbeschwöre.
Senator Laenas hatte seine Sprache wieder gefunden, nachdem ihn die Behauptung des Senators Adauctus in Bezug auf den Senator Belisarius gelähmt hatte. Er glaubte zuerst Sextius Volteius Adauctus habe den Verstand verloren, aber nun, nachdem Titus Flavius Belisarius auch noch zugab ein Königsanhänger zu sein, war er nur noch bestürzt.
Wie Decius Antonius Laenas weiter ausführte, war es seit den Tagen von Lucius Tarquinius Superbus und der Gründung der Republik Hochverrat von einer Rückkehr zum Königtum zu sprechen. Einst habe man sogar den großen Helden Marcus Manlius Capitolinus den Tarpejischen Felsen hinab geworfen, weil er verdächtigt wurde, eine Königsherrschaft anzustreben. Aber Titus Flavius Belisarius gebe es auch noch offen zu und daher müsse nun der Censor Marcus Quintilius Nerva einschreiten und Senator Belisarius seines Amtes als Senator entheben. Außerdem ersuchte Laenas den Konsul zu handeln und Titus Flavius Belisarius wegen Hochverrats verhaften zu lassen und in den Kerker zu werfen bis er vor Gericht gestellt und abgeurteilt werden konnte.
Senator Belisarius war erstaunt über die Überraschung des Senators Laenas, da er nie einen Hehl aus seiner Überzeugung gemacht habe und dem Censor dies auch bekannt gewesen sein dürfte als er in den Stand des Senators erhoben wurde. Auch habe er sich während seines Konsulates keines Übertrittes schuldig gemacht, obwohl er zu den Konsuln gehörte, die über eine erweiterte Machtbefugnis verfügt hatten. Er diene dem Volk und der Staatsform, die das Volk für am besten geeignet erachtete. Wenn das Volk in seiner Mehrheit der Republik anhänge, dann werde er niemals eigenmächtig versuchen, diese Staatsform zu beseitigen, zumal sie immer noch besser sei, als die Tyrannei eines Verrückten. Diese Diskussion gehöre aber jetzt ebenso wenig in den Senat wie die blasphemischen Äußerungen des Senators Laenas welche er mehr als einmal geäußert habe.
Senator Nerva widersprach Titus Flavius Belisarius. Wenn er gewusst hätte, dass Belisarius ein Königsanhänger sei, wäre er niemals Senator geworden. Und gerade in dem Zusammenhang mit der Gesinnung des Senators Belisarius erschien Nerva der Antrag noch gefährlicher für die Republik als dies vorher der Fall gewesen, auch ergebe sich dadurch für ihn eine gänzlich neue Sichtweise. Er werde nun erst einmal darüber nachdenken müssen ob er dem Ersuchen des Senators Decius Antonius Laenas, den Senator Titus Flavius Belisarius aus dem Senat auszuschließen, zustimme.
Lucius Cornelius Inregillensis forderte nun, dass sich der Censor auch mit der Blasphemie des Senators Laenas beschäftigen und entsprechende Maßnahmen ergreifen müsse.
Senator Macro verteidigte Decius Antonius Laenas und stellte klar, dass die Götter nicht zu achten in der Republik nicht unter Strafe stehe, man sei schließlich nicht bei den Griechen. Zudem habe er Senator Laenas noch nie etwas gegen die Götter sagen hören, dieser Beweis müsse erst einmal erbracht werden, im Gegensatz zu Senator Belisarius der vor aller Ohren zugegeben hatte ein Königsanhänger zu sein und das sei in der Republik nun einmal Hochverrat. Hochverrat, und besonders als Anhänger eines wie immer gearteten Königtums, werde mit dem Tode bestraft, Senator hin oder her. Der Censor brauche Senator Belisarius nicht einmal aus dem Senatorenstand auszuschließen, man könne ihn auch als Senator zum Tode verurteilen. Er rief nach den Wachen und forderte Senator Belisarius in Ketten zu legen.
Nachdem er sich das Schauspiel der Senatoren einige Zeit angesehen hatte, wurde es dem Konsul Quintus Publilius Philo nun doch zu bunt, er befürchtete Unbedachtheiten unter den erhitzten Gemütern. Er erhob sich von seinem Platz und gab Richtung Tür ein Zeichen, sofort öffneten sich die Doppelflügel der Halle und eine Abteilung von 80 Soldaten, Extraordinarii die die Wache des Senatsgebäudes bildeten aber zur Leibwache des Ersten Konsuls gehörten, marschierte im Gleichschritt in die Curia. Sofort verstummten die Stimmen der Senatoren, als das Geräusch der auf den Marmorboden stampfenden Soldatenstiefel zu hören war. Mit lauter Stimme sorgte der Konsul für Ruhe. Er stellte Senator Belisarius unter seinen persönlichen Schutz, und drohte jedem mit dem Tod, der auch nur versuchen wollte den Senator zu verhaften. Ein Senatsausschluß liege einzig in der Hand des Censors. Und auch einem etwaigen Betreiben zu einer Anklage wegen Hochverrats schob der Konsul einen Riegel vor als er erklärte, dass der amtierende Prätor, ein Bruder des Konsuls, mit Sicherheit keine Anklage erheben werde. Er wies die Senatoren an sich wieder zu ihren Plätzen zu begeben und Ruhe zu bewahren. Ansonsten sehe er sich gezwungen die Senatssitzung aufzulösen und den Notstand zu erklären.
Als nun wieder Ruhe herrschte verkündete der Censor, dass Senator Belisarius aufgrund der Fürsprache seitens des Quintus Publilius Philo, nicht aus dem Senat ausgeschlossen werde. Als dann wenig später die Abstimmung über den Antrag des Senators Belisarius endete und dieser mit einer knappen Mehrheit abgelehnt wurde, verschwand die Hitzigkeit der einzelnen Senatoren sehr schnell.
Nachdem sich die Gemüter beruhigt hatten und der Disput mit der Entscheidung des Censors sein Ende genommen hatte, wollte der Erste Konsul Quintus Publilius Philo weiter in der Tagesordnung voran schreiten, denn es gab weitere wichtige Entscheidungen die getroffen werden mussten. Er erhob sich von seinem Platz, sogleich verstummte das Gemurmel der Senatoren und sie schenkten dem Konsul ihre Aufmerksamkeit. Er erklärte dass das Amt des Princeps Senatus weiterhin vakant sei, seit der Senator Lucius Caecilius Metellus aus dem Senat ausgeschieden war. Es sei daher nun an der Zeit das Amt neu zu vergeben. Als einziger Kandidat stand Senator Andronicus zur Verfügung und so konnte die Wahl auch zügig durchgeführt werden und Marcus Vinicius Andronicus zum neuen Princeps Senatus ernannt werden. Der Konsul Philo verharrte einige Augenblicke ehe er dann weiter sprach. Er informierte die Senatoren über die neuesten Lageberichte und breitete die Landkarte aus auf der auch die zuletzt eingegangenen Berichte der Speculatores vermerkt waren:
Wie zu ersehen, sei v.a der Osten der Republik relativ unbekannt. Es sei bekannt, dass es dort ein großes Imperium gebe, aber welche Ausmaße es umfasste, sei der Republik nicht genau bekannt. Auch seien noch keine neuen Informationen aus dem Nordosten eingegangen, daher wisse man nicht ob die Skythen wirklich vernichtet worden waren und ob die Bosporaner deren gesamtes Territorium erobert hatten. Zu diesem Zeitpunkt sei es aber für die Republik nur wenig interessant sich mit weit entfernten Völkern und Reichen zu befassen.
Senator Andronicus, sah auf der Karte eine gute Gelegenheit für die Republik. Wie er vermutete waren die Städte Genova und Patavium unabhängig von anderen Reichen, ebenso ein großes Gebiet um diese Städte herum. Diese Chance sollte man nun nutzen und die Grenzen der Republik um diese Gebiete erweitern. Da man sicher sein konnte, dass die dort lebenden Stämme nicht freiwillig der Republik beitreten würden, plädierte er für eine militärische Operation. Hierbei sollten die beiden senatorischen Legionen eingesetzt werden, allein schon um der neuen Legio "Senatorius Secunda" Kampferfahrung zu bescheren. Daher schlug er vor, dass die Legio "Senatorius Prima Nova" Patavium und die Legio "Senatorius Secunda" Genova angreifen sollte.
Der Konsul Philo wandte sich an den Senator Andronicus um dessen Annahmen zu bestätigen, die Ligurer, die Genova beherrschten und auch die Veneter, die Patavium zu ihrer Hauptstadt gemacht hatten, waren unabhängige Stämme. Senator Laenas unterstützte den Vorschlag des Senators Andronicus, fragte aber nach mit welchem Widerstand seitens der Ligurer und Veneter zu rechnen sei. Der Erste Konsul nahm eine Schriftrolle zur Hand um dem Senator Laenas antworten zu können:
Laut den Berichten der Speculatores verfügten die Veneter über 7.300 Krieger unter Waffen, die Ligurer hatten 13.600 Krieger bereit stehen.
Auch von Senator Belisarius gab es grundsätzliche Zustimmung zum Vorschlag des Marcus Vinicius Andronicus, jedoch fand er es sinnvoller die Legio "Senatorius Secunda" gegen das leichtere Ziel, die Veneter, einzusetzen und die Legio "Senatorius Prima Nova" gegen Genova. Senator Augurnus signalisierte ebenfalls Bereitschaft für einen Feldzug zu stimmen, allerdings wollte er lieber die kampfstärkere Legion nach Patavium schicken, da vielleicht die gallischen oder germanischen Nachbarn der Veneter sich dazu entschlossen einzugreifen. Es sollte vielleicht in Betracht gezogen werden beide Legionen erst gegen Genova einzusetzen und dann die Legio "Senatorius Prima Nova" nach Patavium zu schicken. Senator Macro, ein Befürworter des Feldzuges, wollte diese Entscheidung den Legionslegaten überlassen, die wohl am besten einschätzen konnten, wer welches Ziel angreifen sollte. Dieser Ansicht schloss sich auch Lucius Cornelius Inregillensis an
Die Hallen der Curia wurden daraufhin leise geöffnet und drei Offiziere, in ihre beste Rüstung gekleidet, betraten mit festen Schritten die Vorhalle der Curia. Voran ging Marcus Acilius Priscus, seit vier Jahren Legatus Legionis der Legio "Senatorius Prima Nova". Ihm folgte mit einem halben Schritt Abstand Titus Manlius Acidinus, seit zehn Jahren Legatus Legionis der Legio "Senatorius Secunda". Den Abschluss bildete ein bereits ergrauter und hochdekorierter Veteran: Aulus Volcatius Libo, Tribunus Laticlavius der Legio "Senatorius Prima Nova" und damit Stellvertreter des Marcus Acilius Priscus, dies seit zehn Jahren, insgesamt 32 Dienstjahre (davon zwei in der Legio "Senatorius Prima", die restlichen in der Legio "Senatorius Prima Nova"), Teilnehmer an vier großen Schlachten und den Feldzügen gegen die etruskischen Städte Arretium und Ariminum. Nachdem Senator Andronicus die Offiziere begrüßt hatte, erbat er ihre Meinung zu dem bevorstehenden Feldzug gegen Genova und Patavium. Marcus Acilius Priscus räusperte sich kurz bevor er antwortete, selbstsicher erklärte er, dass seine Legion gegen Patavium ziehen sollte und wollte. Es gelte bei dieser Entscheidung nicht nur die zahlenmäßige Stärke des Gegners zu berücksichtigen. Patavium sei eine stark befestigte und große Stadt, was den Venetern an Kriegern fehlte, glichen sie mit Verteidigungstürmen aus. Zudem würden die Truppen über den Padus ziehen müssen und sich weit von der Grenze weg begeben und damit von der Unterstützung eigener Truppen. Eine Legion wie die Legio "Senatorius Secunda" sei für ein solches Unternehmen mit diesen Bedingungen einfach zu unerfahren. Seiner Meinung nach böte der Angriff auf Genova für die Legio "Senatorius Secunda" die ideale Möglichkeit zur ersten Bewährung und er sei als Römer davon überzeugt, dass sie eine solche Aufgabe mit Bravour meistern werde.
Die Einschätzung des Marcus Acilius Priscus überzeugte die Senatoren, so dass Titus Flavius Belisarius nun vorschlug sich auch gleich auf einen Oberbefehlshaber für die Legio "Senatorius Secunda" und den Feldzug gegen Genova zu einigen. Er schlug dazu Marcus Quintilius Nerva vor, da dessen Taten auf dem Schlachtfeld legendär waren und er seines Erachtens die meiste Erfahrung in militärischen Dingen aufwies.