Jahre der Veränderung Mit der Wahl von Lucius Aemilius Mamercinus Privernas zum Ersten Konsul Roms begann eine Zeit des Umbruchs und der Veränderung, nicht nur in Rom und innerhalb der Grenzen der Republik, sondern auch außerhalb dieser Grenzen.
Kurz vor Beginn der Senatssitzung betrat der Konsul Privernas die Hallen der Curia Hostilia, wo der Senat zu tagen pflegte.
Der Konsul wurde bereits von den neun wichtigsten und einflussreichsten Senatoren Roms erwartet:
Quintus Furius Hortensis, Lucius Caecilius Metellus, Quintus Fabius Marcellus, Publius Serius Syrus, Sextius Volteius Adauctus, Lucius Cornelius Inregillensis, Marcus Quintilius Nerva, Decius Antonius Laenas und Marcus Vinicius Andronicus
Der Konsul hatte sich seine Worte die er an die Senatoren richten wollte wohl überlegt, die Entscheidung die sie herbeiführen würden, konnte Roms Weg auf viele Jahre festlegen.
Er berichtete den Senatoren vom Fortgang der Blockade der iberischen Häfen, die iberische Flotte sei fast gänzlich vernichtet, die Blockaden unterbrachen den Handel. Nach Privernas Ansicht mussten die Senatoren nun entscheiden ob und wie der Iberische Krieg fortgeführt werden sollte, ob man sich weiter an die Blockade hielte oder einen Feldzug zu Lande führen würde.
Senator Syrus ergriff als erster das Wort, nachdem der Konsul geendet hatte. Er erläuterte, man habe nur zwei Möglichkeiten, da die Iberer sich schon vor Jahren mit den Griechen verbündet hatten: sich verkriechen und darauf warten, dass das bis das griechische Bündnissystem von allein zerfiel oder man musste versuchen die Initiative zu ergreifen und offensiv gegen die Iberer vorgehen. Dazu gehörte auch ein Landunternehmen und eine Eroberung Iberiens, zumal das Land über fruchtbare Böden verfügte, reichhaltige Bodenschätze vorhanden waren und das Gebiet leicht zu verteidigen wäre. Für ein solches Unternehmen wäre der Einsatz der Legio "Senatorius Prima Nova" sowie zweier konsularischer Legionen von Nöten, ebenso böte sich an die Inselgruppe der Baliares von Karthago zu erwerben, um sie als Stützpunkt und Versorgungsbasis nutzen zu können.
Bevor man sich aber mit näheren Einzelheiten eines solchen Feldzuges beschäftigte, seien aktuelle Informationen wichtig und daher bat er den Konsul diese dem Senat offen zu legen, sofern neuere Erkenntnisse vorlagen.
Der Erste Konsul gab dem Senator Syrus unverzüglich Auskunft, die Speculatores in Iberien hatten verlässliche Zahlen übermittelt. Demnach standen in Iberien, vornehmlich an den Küsten und im mittleren Kernland, Truppenverbände in einer Stärke von 110.000 Kriegern, weitere 75.000 Krieger befanden sich an den Ausläufern der Gebirgskette die Iberien vom jenseitigen Gallien trennte.
Senator Marcus Quintilius Nerva entgegnete, dass Syrus schon einmal den Kauf der Baliares vorschlug und sein Antrag abgelehnt worden war. Er fragte sich warum der Antrag jetzt angenommen werden sollte, da die Lage keine schlechtere war als damals als der Antrag das erste Mal gestellt worden war. Weiterhin führte Nerva aus, dass ein Landkrieg von ihm nicht unterstützt werden würde, da Iberien zu weit von Rom weg lag. Die Truppen wären, in Anbetracht der iberischen Truppenzahlen, auf Versorgung und Verstärkung über See angewiesen, zudem wären die Nachrichtenwege zu lang, der Senat könnte im Gefahrenfall nicht rechtzeitig reagieren. Auch wenn Rom im Besitz der Baliares wäre, hätten die Inseln nur wenig Nutzen, ließen sich dort doch keine römische Soldaten in großer Zahl ausbilden.
Senator Syrus stellte gegenüber Nerva klar, dass die Baliares nicht zur Truppenausbildung genutzt werden sollten, sondern als Stützpunkt für römische Truppen, von aus sie den Angriff auf Iberien starten konnten. Nachdem aber der Konsul solche gewaltigen Truppenzahlen aufgerufen hatte, schien selbst Syrus ein Landunternehmen in größeren Dimensionen zu gewagt, daher sollte man nun eine Taktik der „Verbrannten Erde“ anwenden und dazu benötigte man die Insel sogar noch mehr.
Decius Antonius Laenas stand einem Landunternehmen zu diesem Zeitpunkt ablehnend gegenüber, trotzdem sollte sich die Republik auf diesen Krieg vorbereiten, denn er würde kommen: früher oder später. Aus diesem Grund sollte Rom seine Truppenstärke ausbauen und mindestens eine oder sogar zwei neue senatorische Legionen aufstellen. Ein derartiger Antrag sei vor Jahren zwar abgelehnt worden, aber die Vorraussetzungen zu damals seien nun gänzlich andere.
Unterstützung erfuhr Senator Laenas von Senator Syrus, der einen neuerlichen Antrag begrüßte, denn seit Jahren hatte die Republik keine größeren Rüstungsanstrengungen mehr unternommen, was in Syrus’ Augen dazu geführt hatte, dass die Republik in ihrer Entwicklung zurückgeblieben war. Rom müsse dringend das Militär aufstocken, wenn es nicht irgendwann einmal von hunderttausenden Barbaren überrannt werden wolle. Daher hielt er die Aufstellung mindestens einer weiteren Legion für zwingend erforderlich, und würde auch eine dritte Legionsaufstellung unterstützen.
Quintus Furius Hortensis stimmt ebenfalls zu, dass die Republik in Anbetracht der wachsenden militärischen Stärke ihrer Gegner, auch überlegen sollte, weitere Legionen auszubilden. Doch bevor diese auszuheben waren, sollte man den Gegner ausmachen. Wo war er zu finden? In Iberien, im diesseitigen Gallien oder gar auf Kreta? Er wolle nochmals mit aller Vehemenz auf die Notwendigkeit der Unterwerfung des diesseitigen Galliens hinweisen. Einen Krieg gegen die Iberer könne man in Anbetracht der Tatsachen, nämlich mindestens zwei direkte Bedrohungen nördlich der Grenzen, nicht in Erwägung ziehen. Die Flotte sollte in iberischen Gewässern weiter patrouillieren und die iberische Wirtschaft schwächen. Auch gezielte Schläge gegen die iberische Infrastruktur, zur richtigen Zeit, seien angemessen. Bestimmt sei es aber falsch, die Kapazitäten der Republik so weit von dem wahren Brennpunkt fortzubewegen und so dem lumpigen Griechenpack die Türen zu öffnen. Man dürfe nicht vergessen, dass auch das Griechenpack, jedenfalls kurzfristig, in der Lage sei, Truppen nach Unteritalien zu verfrachten. Daher sei er nach wie vor der Meinung, dass eine weitere Expansion in Richtung Norden zu erfolgen habe. Einer weiteren militärischen Aufrüstung werde er erst zustimmen, wenn klar ist, wo Rom gedenke zu handeln.
Der Erste Konsul Privernas verfolgte die Debatte. Als die Rede von der Aufstellung neuer Legionen war und davon die Republik sei in ihrer Entwicklung zurückgeblieben, musste er sich jedoch zusammennehmen um nicht den Senatoren ins Wort zu fallen. Nachdem er sich etwas beruhigt und sich seine Worte zurechtgelegt hatte, wandte er sich an die Senatoren. Er sähe sich gezwungen Einwände zu erheben, weitere Truppenaufstellungen hatten horrende Kosten zur Folge sowohl bei der Aufstellung als auch bei der Unterhaltung. Die Aufstellungskosten lägen bei 56.000 Aurei pro Legion, die jährlichen Unterhaltskosten bei 37.200 Aurei pro Legion. Somit würden allein im 1.Jahr für Aufstellung und Unterhalt einer Legion 10% des Staatshaushaltes aufgewendet werden müssen. Und das sei nicht das Einzige, woher sollte man die Rekruten nehmen, die notwendig wären um die Legion aufzustellen. Der Konsul erinnerte daran, dass Rom fast 150.000 Mann unter Waffen hat (120.000 in den Legionen, 30.000 in der Flotte), diese Männer fehlen so schon an vielen Ecken und Enden, sei es auf den Feldern oder im Handwerk. Überdies sollte nun aber erst einmal eine endgültige Entscheidung zur Fortführung des Iberischen Krieges getroffen werden, erst dann ließen sich weitere Aspekte wie neue Truppenaufstellungen sinnvoll erörtern.
Senator Hortensis bekräftigte noch einmal seine Äußerung, dass er gegen einen Einsatz römischer Landstreitkräfte in Iberien war. Die Flotte sollte weiterhin in dem bisherigen Maße in den feindlichen Gewässern agieren. Durch die Blockade würden die Seestreitkräfte bei Laune gehalten und die Iberer wären einer ihrer wichtigsten Einnahmequellen, dem Handel, beraubt.
Senator Marcus Vinicius Andronicus äußerte, ihm schien es in der iberischen Frage sinnvoller zu sein, einen Ausgleich zu suchen als die römischen Kriegsanstrengungen über das bisherige Maß zu verstärken.
Senator Nerva, von jeher ein Befürworter der friedlichen und diplomatischen Arbeit, zeigte sich erfreut über den Vorschlag des Senators Andronicus. Deutlich sagte er seinen Kollegen, weiteren Truppenaushebungen skeptisch gegenüber zu stehen, da er sie für unnötig hielt. Rom habe 120.000 Soldaten bereitstehen, diese sollten ausreichend sein um Gefahren abzuwenden oder wenn nötig einen Feind anzugreifen.
Lucius Cornelius Inregillensis, erst kürzlich in dieses Collegium aufgerückt, ergriff das Wort. Er stellte die Frage in den Raum weshalb Rom die iberische Halbinsel einnehmen solle, wenn man noch nicht mal das diesseitige Gallien in die Republik eingliedern konnte. Den stolzen Soldaten Roms erst eine lange Überfahrt nach Iberien zuzumuten, um dort gegen Feiglinge, Bauern und Söldner zu kämpfen, wenn Rom die Möglichkeit hatte, grenznahes Gebiet einzunehmen, sei für ihn nicht akzeptabel. Er stimmte klar gegen einen Feldzug zu Lande, verabscheute aber ebenso ein Frieden mit dem iberischen Lumpenpack. Deren Handel musste weiter durch Roms starke Flotte zum Erliegen gebracht werden. Man sollte nicht vergessen, dass die Iberer mit den hässlichen Hellenen kooperierten. Ferner erläuterte er zur Eingliederung des diesseitigen Galliens sei es auch nicht notwendig weitere Legionen auszuheben.
Sextius Volteius Adauctus ging auf den Einwand des Konsuls ein Rom würden Männer fehlen um eine neue Legion auszuheben und bat um Auskunft wann denn der letzte Census durchgeführt wurde. Mit einem neueren Census könnte die Frage der fehlenden Rekruten besser diskutiert werden. Einem Landunternehmen erteilte er unterdessen eine Absage aufgrund des hohen Risikos für die Truppen, ebenso war gegen Friedensverhandlungen. Mit einem Flottenunternehmen auf unbestimmte Zeit würde man das Ziel die Iberer zu schwächen und zu bestrafen ebenfalls erreichen.
Konsul Privernas teilte den Senator Adauctus mit, dass der letzte Census erst kurze Zeit zurücklag und der Censor den Senatoren in Kürze das Ergebnis vorlegen konnte. Senator Nerva, seines Zeichens amtierender Censor, regte an den Quästor den letzten Bericht zur Finanzlage ebenfalls vortragen zu lassen. Lucius Aemilius Mamercinus Privernas ließ auf diesen Vorschlag hin nach dem Quästor schicken.
Kurze Zeit später erschien der Quästor Sextus Iulius Caesar mit einer Unmenge an Schriftrollen unter dem Arm im Senat. Ein Tisch wurde vor dem Halbrund der Sitzplätze der Senatoren aufgebaut. Der Konsul nahm auf seinem Amtssitz, dem Sella Curulis, Platz.
Nachdem der Quästor seine Schriftrollen geordnet hatte begann er mit seinem Vortrag:
Barbestand Aerarium Populi Romani: 2.426.376 Aurei
Jährliche Provinzerträge:Etruria:- Handelserträge: 54.816 Aurei
- Erträge aus der Landwirtschaft: 7.752 Aurei
- Steuern: 10.584 Aurei
Latium:- Handelserträge: 76.092 Aurei
- Erträge aus der Landwirtschaft: 8.532 Aurei
- Steuern: 15.000 Aurei
Umbria:- Handelserträge: 13.884 Aurei
- Erträge aus der Landwirtschaft: 7.752 Aurei
- Steuern: 4.896 Aurei
Campania:- Handelserträge: 43.392 Aurei
- Erträge aus der Landwirtschaft: 8.160 Aurei
- Steuern: 12.168 Aurei
Siculum:- Handelserträge: 43.464 Aurei
- Erträge aus der Landwirtschaft: 11.460 Aurei
- Steuern: 10.848 Aurei
Sicilia:- Handelserträge: 70.920 Aurei
- Erträge aus der Landwirtschaft: 11.028 Aurei
- Steuern: 12.840 Aurei
Sicanium:- Handelserträge: 110.328 Aurei
- Erträge aus der Landwirtschaft: 11.868 Aurei
- Steuern: 13.236 Aurei
Corsica:- Handelserträge: 46.020 Aurei
- Erträge aus der Landwirtschaft: 5.424 Aurei
- Steuern: 9.048 Aurei
Sabatinium:- Handelserträge: 74.196 Aurei
- Erträge aus der Landwirtschaft: 7.752 Aurei
- Steuern: 12.600 Aurei
Apulia:- Handelserträge: 33.480 Aurei
- Erträge aus der Landwirtschaft: 6.204 Aurei
- Steuern: 11.880 Aurei
Messapium:- Handelserträge: 3.336 Aurei
- Erträge aus der Landwirtschaft: 8.976 Aurei
- Steuern: 11.304 Aurei
Calabria:- Handelserträge: 19.296 Aurei
- Erträge aus der Landwirtschaft: 8.808 Aurei
- Erträge aus Minenbau: 4.200 Aurei
- Steuern: 12.828 Aurei
Jährliche Gesamterträge:- Handelserträge: 616.632 Aurei
- Erträge aus der Landwirtschaft: 103.716 Aurei
- Erträge aus Minenbau: 4.200 Aurei
- Steuern: 137.352 Aurei
Jährliche Gesamteinnahmen: 861.900 AureiJährlicher Gesamtaufwand:- Soldkosten: 118.200 Aurei
- Unterhaltskosten: 365.976 Aurei
- Rekrutierungskosten: 12.168 Aurei
- Kosten für Bauvorhaben: 197.760 Aurei
Jährliche Gesamtkosten: 694.104 AureiJährlicher Gewinn in Friedenszeiten: 167.796 AureiSenator Adauctus dankte dem Quästor für seine Ausführungen und sagte, dass nun der Einwand der Kostengründe gegen eine Aufstellung einer neuen Legion entkräftet sei. Dadurch sei er auch ermutigt, erneut, wie schon vor einigen Jahren, den Antrag dafür zu stellen und darüber abstimmen zu lassen.
Senator Hortensis zeigte sich über die Worte des Senators Adauctus erfreut, die nach einer Truppenaufstellung verlangten. Bedauerlich fand er aber, dass Adauctus diesen Vorschlag nicht vor Jahren getätigt hatte, als er dem Antrag zustimmte die Republik zehn Jahre aus Konflikten herauszuhalten. Hortensis hoffte inständig, dass Adauctus nun von seiner närrischen Friedenspolitik abgekommen sei und wieder den Tatsachen ins Auge sehe. Die Griechen seien stark wie nie zuvor und die Republik hatte außer Geld nicht viel mehr als zuvor. Selbstverständlich entging Hortensis damals nicht der Aufruf von Adauctus zur Verstärkung der Senatsarmeen, doch habe Adauctus seine bodenständige Idee aus Angst fallengelassen und gehofft, dass die Zeit die Griechen vertreiben werde. Es sei nun höchste Zeit wieder große Ziele ins Auge zu fassen und Rom dementsprechend vorzubereiten. Und eine Aufstockung der Offensivkräfte sei hierfür unumgänglich. Wie diese aussehen sollte, musste von der Art und Umfang des Zieles abhängen. Rom könne und dürfe keine zweite senatorische Legion ausheben, wenn für diese kein Gebrauch vorgesehen war. Daher sollten die Senatoren etwaige Ziele ausdiskutieren, dann könnte man über weiteres beraten. Um aber keine weitere Zeit zu vergeuden, könnte man in den nördlichen Grenzprovinzen Truppen ausbilden, die einstweilen den konsularischen Legionen als Verstärkung der Garnison zur Verfügung gestellt werden sollten und die im Falle einer Expansion die Interessen Roms, auch jenseits der Grenzen, an der Seite der Senatslegion wahrnehmen konnten. Hortensis bat Senator Adauctus, seine Ausführungen zu Adauctus’ Entscheidung nicht nur negativ aufzunehmen. Er respektierte Adauctus’ Meinung, doch zeige ihm die derzeitige Situation auf, dass seine Befürchtungen wahr geworden waren und die Friedenszeit ein gewaltiger Rückschlag für die Republik war. Aus diesem Grund appellierte Hortensis an seine Kollegen in Zukunft an einem Strang ziehen, die hässlichen Griechen zu vertreiben, die iberischen Flotten aus dem Mare Internum zu vertreiben und die Kunde der Tapferkeit der römischen Truppen über alle Landesgrenzen, Berge und Flüsse hinweg zu tragen, sodass alle Welt wisse, von welchem Schlag das römische Geblüt sei.
Senator Adauctus bezog Stellungen gegen die Vorwürfe des Senators Hortensis.
Wenn man Senatoren wie Hortensis und Syrus reden hörte, könnte man meinen Rom lebe wie die Barbaren, beide bezeichneten Rom als rückständig und als in der Entwicklung zurückgeblieben. Hortensis geißele den Frieden als gewaltigen Rückschlag für die Republik, aber habe wohl nicht an das römische Volk gedacht, welches 46 Jahre andauernde Kriegszeiten durchleben musste. Ebenso wenig an die Not der Bevölkerung in diesen Jahren, an das Elend der Kinder, das Rom heute so gut dastehe wie der Quästor berichtet hatte, war dem letzten Jahrzehnt zu verdanken, in dem das Volk von Rom den Frieden wieder einmal kennen lernen und eine Zeit der Unbeschwertheit verleben konnte. Hortensis stellte sich hier hin und behauptete er respektierte die Meinung von Adauctus, aber er respektiere in Wirklichkeit nur die Worte von Senatoren, die der gleichen Kriegstreiberei verfallen seien wie er selbst. Für Hortensis gab es nichts anderes als Krieg und Eroberung. Wenn Krieg geführt werden müsste, werde Adauctus der letzte sein, der dagegen stimmen würde, aber er werde nur dann für Krieg stimmen wenn es einem wirklichen Ziel dient und nicht der Befriedigung der Kriegsgelüste einiger Senatoren. Es werde der Tag kommen, an dem die Legionen wieder ins Feld ziehen müssen und wenn er kommt dann will Adauctus ein Volk hinter seinen Truppen stehen wissen. Und dies erreiche man nur wenn man die Bedürfnisse des Volkes berücksichtige. Und dies wurde in den letzten zehn Jahren das erste Mal seit langer Zeit wieder getan. Wenn Hortensis das nicht sehe oder sehen wollte und es als Rückschritt bezeichnete, dann tat er ihm leid, denn Hortensis sei wohl jeder Sinn für seine Aufgabe dem römischen Volk zu dienen, abhanden gekommen. Adauctus forderte Hortensis auf sich einmal auf eine Rostra auf dem Forum Romanum zu stellen und seine Worte vor dem Volk zu wiederholen. Wenn er dann mit einer sauberen Toga und ohne Verletzungen wieder den Senat betreten würde, das Volk ihn also am Leben gelassen und nicht mit Misthaufen beworfen hätte, dann würde er den Worten von Hortensis vielleicht etwas Glauben schenken. Er riet Hortensis aber ausreichend Leibwächter auf dem Weg zum Forum mitzunehmen, nicht dass das Volk ihn an Ort und Stelle lynche, da er Rom den Barbaren gleichstellte.
Senator Nerva gebot Adauctus Einhalt und rief ihn zur Ordnung. Er solle sich nicht einreden lassen, falsch gehandelt zu haben. Was vor zehn Jahren beschlossen worden war, war einzig richtig. Sicherlich gäbe es Senatoren, die die Lage schwärzer malten als sie in Wirklichkeit war, trotzdem sollte man nicht an sich und seinen Entscheidungen zweifeln. Der Frieden war der bessere Weg, vor allem für die die unter dem Krieg zu leiden hatten. Auch in der Zukunft werde die Vernunft der Mehrheit dafür Sorge tragen, dass nur die Kriege geführt werden, die geführt werden müssen.
Senator Hortensis wehrte sich gegen die Behauptung ein Kriegstreiber zu sein. Er wolle nur die Republik vor einer Bedrohung schützen, die sich seiner Meinung nach von einer Überseebedrohung, zu einer Bedrohung zu Lande und zu Wasser entwickelt hatte und dies mit einer klaren Marschrichtung die nur in Rom enden konnte. Er betonte ein Verfechter der Republik zu sein und nach diesem Prinzip wolle er auch handeln. An Senator Nerva gewandt meinte Hortensis, dass er die Siuation nicht schwarz male, er sehe auch das Roms Wirtschaft blühe, sich das Volk der gewonnenen Freiheiten und des Friedens erfreue und die Truppen hochmotiviert sind. Aber er habe eben die Meinung, dass dieser Frieden ein Kredit für die nachfolgenden Generationen werden wird. Zudem erneuerte er seine Ansicht, dass die Debatte eher in die Richtung Strategie zu lenken sei, anstatt sich über die Aufstellung oder Nichtaufstellung senatorischer Truppen Gedanken zu machen.
Senator Andronicus ergriff das Wort und erklärte, dass immer nur von Bedrohungen geredet werde, aber keine wirkliche Bedrohung zu sehen sei. Mit den Etruskern sei vor 11 Jahren Frieden geschlossen worden der gehalten hatte, mit den Galliern schloss man vor 13 Jahren ein Bündnis, das ebenfalls Bestand hatte, mit den Griechen herrschte seit 22 Jahren Frieden. Krieg führe Rom nur gegen ein Volk und darauf sollte man sich konzentrieren: die Iberer. Sarkastisch fragte Andronicus, wenn es also diese Bedrohung aus dem Norden gäbe wie die Senatoren Hortensis und Syrus dem Senat weiß machen wollten, warum komme sie nicht, wo Rom doch gerade so schwach sei? Er fragte sich überdies, was einen römischen Senator veranlasse, jedem an der Grenze zu römischem Gebiet lebenden Volk Kriegsabsichten zu unterstellen, obwohl seit Jahren Frieden herrsche. Schließe man von den eigenen Absichten auf die Absichten anderer Völker? Seiner Meinung nach, seien die Truppen an der Nordgrenze absolut ausreichend um sie zu verteidigen wenn es sein muss, eine Erhöhung der Truppenstärke sei Geldverschwendung, nur weil man es im Überfluss habe, müsse man es nicht zum Fenster hinauswerfen.
Nach den Worten des Senators Andronicus legte der Censor Marcus Quintilius Nerva den Senatoren das Ergebnis des Census vor:
Bericht des Censors
- - - Census des Jahres 330 v.Chr. - - -In der Provinz Latium (Provinzhauptstadt: Roma) leben:241.500 Menschen, davon:
• 72.450 männliche römische Bürger
• 48.300 weibliche römische Bürger
• 36.225 Kinder römischer Bürger
• 60.375 Sklaven
• 24.150 geduldete Fremde ohne Bürgerrecht
In der Provinz Etruria (Provinzhauptstadt: Arretium) leben:174.108 Menschen, davon:
• 52.232 männliche römische Bürger
• 34.822 weibliche römische Bürger
• 26.116 Kinder römischer Bürger
• 43.527 Sklaven
• 17.411 geduldete Fremde ohne Bürgerrecht
In der Provinz Umbria (Provinzhauptstadt: Ariminum) leben: 8.544 Menschen, davon:
• 2.563 männliche römische Bürger
• 1.709 weibliche römische Bürger
• 1.282 Kinder römischer Bürger
• 2.136 Sklaven
• 854 geduldete Fremde ohne Bürgerrecht
In der Provinz Campania (Provinzhauptstadt: Capua) leben:196.746 Menschen, davon:
• 59.024 männliche römische Bürger
• 39.349 weibliche römische Bürger
• 29.512 Kinder römischer Bürger
• 49.187 Sklaven
• 19.675 geduldete Fremde ohne Bürgerrecht
In der Provinz Siculum (Provinzhauptstadt: Messana) leben:243.114 Menschen, davon:
• 72.934 männliche römische Bürger
• 48.623 weibliche römische Bürger
• 36.467 Kinder römischer Bürger
• 60.779 Sklaven
• 24.311 geduldete Fremde ohne Bürgerrecht
In der Provinz Sicilia (Provinzhauptstadt: Syracusae) leben:254.586 Menschen, davon:
• 76.376 männliche römische Bürger
• 50.917 weibliche römische Bürger
• 38.188 Kinder römischer Bürger
• 63.647 Sklaven
• 25.459 geduldete Fremde ohne Bürgerrecht
In der Provinz Sicanium (Provinzhauptstadt: Lilybaeum) leben: 288.210 Menschen, davon:
• 86.463 männliche römische Bürger
• 57.642 weibliche römische Bürger
• 43.232 Kinder römischer Bürger
• 72.053 Sklaven
• 28.821 geduldete Fremde ohne Bürgerrecht
In der Provinz Corsica (Provinzhauptstadt: Alalia) leben: 101.676 Menschen, davon:
• 30.503 männliche römische Bürger
• 20.335 weibliche römische Bürger
• 15.251 Kinder römischer Bürger
• 25.419 Sklaven
• 10.168 geduldete Fremde ohne Bürgerrecht
In der Provinz Sabatinium (Provinzhauptstadt: Veii) leben: 234.102 Menschen, davon:
• 70.231 männliche römische Bürger
• 46.820 weibliche römische Bürger
• 35.115 Kinder römischer Bürger
• 58.526 Sklaven
• 23.410 geduldete Fremde ohne Bürgerrecht
In der Provinz Apulia (Provinzhauptstadt: Cannae) leben:162.348 Menschen, davon:
• 48.704 männliche römische Bürger
• 32.470 weibliche römische Bürger
• 24.352 Kinder römischer Bürger
• 40.587 Sklaven
• 16.235 geduldete Fremde ohne Bürgerrecht
In der Provinz Messapium (Provinzhauptstadt: Tarentum) leben: 218.964 Menschen, davon:
• 65.689 männliche römische Bürger
• 43.793 weibliche römische Bürger
• 32.845 Kinder römischer Bürger
• 54.741 Sklaven
• 21.896 geduldete Fremde ohne Bürgerrecht
In der Provinz Calabria (Provinzhauptstadt: Crotona) leben:252.864 Menschen, davon:
• 75.859 männliche römische Bürger
• 50.573 weibliche römische Bürger
• 37.930 Kinder römischer Bürger
• 63.216 Sklaven
• 25.286 geduldete Fremde ohne Bürgerrecht
Innerhalb der Grenzen unserer Republik leben insgesamt:2.376.762 Menschen, davon:
• 713.029 männliche römische Bürger
• 475.352 weibliche römische Bürger
• 356.514 Kinder römischer Bürger
• 594.191 Sklaven
• 237.676 geduldete Fremde ohne Bürgerrecht