Jahre des FriedensNach der Niederlage von Ariminum waren die Etrusker zu Land entscheidend geschwächt und über den Padus zurückgedrängt worden. Auch zur See bestanden die Streitkräfte der Etrusker nur noch aus Restflotten, von einer schlagkräftigen Marine, konnte keine Rede mehr sein. Nun galt es den Etruskern endgültig alle maritimen Operationen unmöglich zu machen. Darum begann die "Classis Secunda" mit der Blockade des Hafens von Patavium. Zur gleichen Zeit griff die "Classis Prima" bei Apollonia einen etruskischen Flottenverband an und zerschlug ihn ohne größere Verluste.
Zu Lande waren seit der Eroberung Ariminums mittlerweile mehr als ein und ein halbes Jahr vergangen und die Legio "Senatorius Prima Nova" rüstete sich zur Heimkehr nach Rom. In dieser Zeit war auch der neue Statthalter der Provinz, Publius Claudius Nero, eingetroffen, den der Erste Konsul dieses Jahres, Marcus Valerius Corvus, vor kurzem ernannt hatte, in Ariminum eingetroffen. Dieser würde als Proconsul die Provinz verwalten und als Oberbefehlshaber der Legio "Consularis Duodecima" auch militärisch verteidigen.
Bei Leuca schlug die "Classis Prima" in diesem Sommer einen weiteren etruskischen Flottenverband. Nach diesem Sieg, schien die Gefahr, die von den etruskischen Flotten ausging, endgültig gebannt zu sein. Dies sollte sich jedoch schon im folgenden Winter als Trugschluss erweisen, als die Etrusker mit den Resten ihrer Flotte, die von der Heimat abgeschnitten waren, die Blockade der Häfen von Syracusae und Tarentum begannen.
Unverzüglich liefen die Flotten aus den betreffenden Häfen zum Kampf gegen die etruskischen Flottenverbände aus. Beiden Flotten waren umfassende Siege vergönnt. Die "Classis Prima" unter Lucius Cassius Hemina, die gerade zur Reparatur in Tarentum lag, versenkte vor dem Hafen sechs Schiffe der Etrusker, die "Classis Tertia" unter Sextius Cornelius Repentinus vernichtete vor Syracusae den Blockadeverband der Etrusker und versenkte dabei zwölf Schiffe. Die personellen Verluste waren auf beiden Seiten eher gering, da die römischen Schiffe die etruskischen Verbände mit Rammspornen angriffen und versenkten und es nicht zu Entergefechten kam.
Mit diesen beiden Siegen war die etruskische Flotte faktisch vollständig vernichtet, Rom beherrschte jetzt alle italischen Gewässer.
Im folgenden Sommer wurde Sextus Iulius Iullus zum neuen Statthalter der Provinz Campania ernannt und traf wenig später in der Hauptstadt der Provinz, Capua, ein. Er übernahm außerdem das Kommando über die Legio "Consularis Tertia".
Ansonsten verlief der Sommer ereignislos, erst der einziehende Winter bescherte Rom eine, seit langem überfällige, Revolte in der Stadt Crotona, Provinz Calabria, welche die Legio "Consularis Quinta" unter der Führung des Statthalters und Legatus Quintis Lutatius Catulus blutig niederschlagen musste: über 14.000 Einwohner der Stadt und mehr als 1.100 Mann der Garnison verloren ihr Leben. Volkes Seele kochte aber weiterhin und es gab bis dahin kein Mittel zur Besserung.
* * * * * *Im Senat informierte derweil der Erste Konsul Caius Plautius Venno, der bereits zum zweiten Mal innerhalb von sechs Jahren das Amt des Ersten Konsuls innehatte, die Senatoren über die aktuellen Vorgänge an der Nordgrenze. Die Griechen hatten, im Zuge einer Revolte des unterworfenen keltischen Stammes der Insubrer, die Kontrolle über die Stadt Mediolanum verloren, das Gebiet um die Stadt war ebenfalls in Aufruhr. Senator Nerva zeigte sich erfreut über die Entwicklung, sah er darin doch die erfolgreiche Arbeit des Konsuls Marcus Fabius Dorsuo und dessen Speculatores, welche scheinbar die Revolte erst möglich machten, zumal man damit dem Vorschlag des Senators Lupus Rechnung getragen hatte. Zwar sei zu bedauern, dass es den Galliern nicht gelang die Kontrolle zu erlangen, sondern die Stadt unabhängig geworden war, aber es bliebe weiterhin die Option selbst aktiv zu werden. Senator Syrus vertrat die Ansicht man müsse die Situation nun nutzen und Mediolanum für Rom gewinnen, bevor die Griechen die Stadt zurück erobern konnten. Auch schlug er nun vor mit den Etruskern einen Ausgleich zu suchen und einen anhaltenden Frieden zu schließen. Zusammen mit der angedachten Eroberung Mediolanums wäre die Nordgrenze mit einem Schlag befriedet. Senator Syrus schwebte aber in der Mediolanum-Frage keine militärische Lösung vor, sondern er wollte die Insubrer durch finanzielle Zuwendungen veranlassen auf die Seite Roms überzutreten. Daher bat er beim Ersten Konsul Venno um Auskunft über die Machbarkeit eines solchen Vorhabens.
Noch bevor der Konsul Venno Senator Syrus antworten konnte, hatte Senator Nerva das Wort ergriffen. Er nahm den Vorschlag bezüglich der Friedensgespräche mit den Etruskern mit Freude auf, war dies doch eines seiner wichtigsten Anliegen, und stellte sogleich einen Antrag zur Abstimmung. Auch unterstützte er den Vorschlag von Senator Syrus Mediolanum durch finanzielle Mittel an Rom zu binden.
Konsul Venno konnte nun die gewünschten Zahlen dem Kreis der Senatoren zur Verfügung stellen, demnach umfasste das Aerarium populi Romani zu diesem Zeitpunkt einen Barbestand von 217.360 Aurei (5.434.000 Denare), es standen somit, nach Aussage des Konsuls, ausreichende Geldmittel zur Verfügung. Jedoch zeigten die Insubrer keine Absicht mit der Republik irgendeine Art von Verhandlungen zu führen.
Erzürnt erwiderte Senator Adauctus, dass wenn die Barbaren es nicht anders wollten, Rom sich die Stadt mit Waffengewalt holen würde. Allerdings erbat erst noch genaue Angaben über die militärischen Kapazitäten der Griechen in der Nähe Mediolanums, die Garnisonsstärke der Insubrer sowie den derzeitigen Aufenthaltsort und Status der Legio "Senatorius Prima Nova".
Konsul Venno berichtete von zwei griechischen Armeen mit einer Gesamtstärke von 18.500 Mann nahe Mediolanum. Die Insubrer verfügten laut den Erkenntnissen der Späher über 19.500 Krieger in der Stadt. Die Legio "Senatorius Prima Nova" hingegen, war erst kürzlich aus Ariminum nach Latium zurückgekehrt. Nun gelte es die Verluste auszugleichen und die Legion wieder voll kampfbereit zu machen. Nach Einschätzung Venno’s würde dies ungefähr ein halbes Jahr in Anspruch nehmen.
Decius Antonius Laenas schlug nun vor, in Anbetracht der Dringlichkeit, zwei konsularische Legionen, die Legio "Consularis Prima" und die Legio "Consularis Quarta" in Marsch zu setzen um Mediolanum zu erobern. Den Schutz der Provinzen in welchen diese beiden Legionen stationiert waren konnte dann die Legio "Senatorius Prima Nova" übernehmen.
Senator Auruncus äußerte Zweifel an dem ganzen Vorhaben, seiner Meinung nach kämen die Truppen zu spät und die Stadt würde dann schon unter griechischer Belagerung stehen. Dann müsste klar sein wie man darauf reagieren würde: Rückkehr nach Rom oder Angriff auf die Griechen?
Senator Syrus schlug vor, dass die Truppen weder das Eine noch das Andere täten sondern nahe Mediolanums blieben um den Ausgang der Belagerung abzuwarten, ehe man dann der Situation angepasst agieren konnte. Jedoch schloss er eine schnelle Eroberung seitens der Republik noch nicht gänzlich aus. Mit einer berittenen Truppe, die nicht an die Marschgeschwindigkeit der Infanterie gebunden wäre, könnte man evtl. Mediolanum vor den Griechen erreichen. Vor Ort könnte man dann zur Verstärkung Söldner anwerben und zumindest provisorisch eine Belagerung aufbauen bis die restlichen Truppen eintrafen.
Senator Laenas bezweifelte, dass römische Truppen die Stadt vor den Griechen erreichen konnten. Er sah es als erwiesen an, dass man die Belagerung der Griechen würde abwarten müssen ehe man selbst Schritte unternehmen konnte. Es erschien ihm hierfür sinnvoll die für den Angriff vorgesehenen Truppen an die Nordgrenze zu verlegen um im günstigen Augenblick schnell Mediolanum erreichen zu können. Lucius Caecilius Metellus hingegen riet zu genereller Zurückhaltung, falscher Aktionismus würde der Republik mehr schaden als nutzen. Senator Nerva sah ebenfalls eine ungünstige Entwicklung der Lage und war der Meinung Rom könne in diesem Moment militärisch nicht aktiv werden, daher sollte man den Blick auf andere wichtige Dinge lenken. Auch Quintus Fabius Marcellus war ähnlicher Ansicht. Dem Vorschlag von Senator Laenas der zu Truppenverlegung an die Nordgrenze riet, stand Marcellus positiv gegenüber. Dem Friedensschluss mit den Etruskern stand er aber skeptisch gegenüber, sagte jedoch trotzdem seine Stimme für das Anliegen zu. Im Falle eines Friedensbruches seitens der Etrusker dürfte es aber keine Gnade mehr geben.
Senator Adauctus stellte den Antrag die Kräfte an der Nordgrenze für einen Angriff auf Mediolanum auf die Legio "Senatorius Prima Nova" plus eine konsularische Legion aus grenznahen Garnisonen aufzustocken. Schließlich würde man bei einer Padus-Überschreitung einigen zehntausenden potentiellen Feinden gegenüberstehen. Daher sollten mindestens 30.000 Mann für die Aktion bereitstehen. Unterstützung bei diesem Antrag erhielt er von Senator Metellus, der auch im Hinblick auf eine geplante Sperrung der Alpenpässe eine umfangreiche Truppenpräsenz für erforderlich hielt.
Senator Auruncus beschäftigte unterdessen die Frage nach dem weiteren Vorgehen, falls die Griechen Mediolanum zurückerobern konnten. Senator Adauctus schlug vor die Insel Creta zu erobern, da sie strategisch günstig liege, leicht zu verteidigen sei und zudem einen wichtigen Handelspunkt zwischen Athenae, Rhodos und Alexandreia darstellte. Dazu könnte die Insel als Sprungbrett für zukünftige Operationen in Griechenland oder Kleinasien dienen. Senator Laenas erwartete erst einmal nähere Information bevor ein solches Unternehmen überhaupt in Betracht zu ziehen sei. Eine Präsenz auf Creta würde zwangsläufig die Anwesenheit einer starken Flotte notwendig machen. Die Kosten konnte man evtl. über die zusätzlichen Handelseinnahmen decken. Senator Marcellus tat den Vorschlag sogleich als Fantasterei ab. Ein solches Unternehmen wäre nur schwer durchführbar. Dazu würde man eine ganze Legion ausrüsten müssen und eine starke Flotte zur Verfügung stellen um Angriffe und den sprichwörtlichen Untergang der Legion abzuwehren. Ein Unternehmen in Iberien würde eher seine Unterstützung erhalten als die vorgeschlagene Aktion.
Senator Adauctus informierte den Senat über seine Kontakte nach Creta durch die er erfahren hatte, dass sich die Insel von der Unterjochung durch die Griechen befreit hatte. Senator Adauctus führte weiter aus, dass keine großen Truppenverbände von Nöten waren da die Creter nach den schweren Kämpfen gegen die Griechen stark geschwächt waren. Und eine Flotte dürfte wohl für Rom kein Problem sein, schließlich habe man derer drei, und die stärkste dieser drei, die Classis Prima verfügte schließlich über 120 vollausgerüstete Kriegsschiffe, erfahrene Schiffskommandanten, langgediente Ruderer verliehen ihnen Schnelligkeit und eine Vielzahl an Veteranen befand sich in ihren Reihen. Ein Transport einer halben Legion nach Creta wäre absolut durchführbar und in Anbetracht der Stärke Roms zur See ungefährlich. Senator Adauctus verstand natürlich die Furcht die einige Senatoren anscheinend befallen hatte, vielleicht sollte man sich ja einfach verkriechen, mit der Zeit würden dann die gewünschten Gebiete von allein an Rom fallen oder vielleicht sollte man auch ganz aufhören die Grenzen zu erweitern und sich mit dem bescheiden was nun als die Römische Republik galt. Zudem erwiderte er, dass der Vergleich mit einem Iberien-Unternehmen hinke, denn dort ständen zehntausende kampferprobte Krieger, auf Creta nur ein paar hundert Bauern. Senator Marcellus kam dann auf die einige Zeit zurückliegende Entscheidung des Senats zurück, bei der beschlossen worden war, auf absehbare Zeit keine Feldzüge zu führen und die Senator Adauctus mit unterstützt hatte. Auch war Adauctus damals gegen eine Aktion über den Padus gewesen, während Marcellus diese unterstützte. Er war der Ansicht eine Sicherung der Nordgrenze habe absoluten Vorrang vor allem anderen. Und wenn man ein riskantes Unternehmen nicht unterstütze, so Marcellus, hat dies nichts mit Furcht sondern mit Vorsicht zu tun.
Auch Senator Syrus schloss eine Unterstützung eines solch waghalsigen Unternehmens aus, solange noch Feinde oder solche, die es werden könnten, vor Roms Haustür standen. Zudem favorisiere er eine Vereinnahmung der Inselgruppe der Baliares, da man von dort Schläge gegen die Iberer, Verbündete der Griechen, führen konnte ohne dass die Griechen viel dagegen unternehmen konnten. Solche Schläge würden das Bündnissystem der Griechen schwächen.
Senator Auruncus äußerte, dass er zwar nicht gegen ein Creta-Unternehmen war, jedoch sah er in den Handlungen innerhalb des Senats einen permanenten Wiederholungsablauf zwischen beiden Machtblöcken. Wenn eine Seite ihren Vorschlag nicht durchsetzen konnte, wurde einfach der nächste Vorschlag der Gegenseite blockiert. Unabhängig ob man vielleicht der gleichen Ansicht war. So ließen sich keine großen Ziele erreichen, im Gegenteil würde eines Tages die Republik von Handlungsunfähigkeit befallen werden, denn es herrschte stets nur Einigkeit wenn es um die Verteidigung im Angriffsfall ging. Auruncus äußerte auch, dass sich ein Dictator in diesen Zeiten positiv auswirken konnte und in ihm die Zustimmung zu einer solchen Amtsvergabe wuchs.
Senator Adauctus konnte nun auch auf den Angriff des Senators Marcellus antworten. Er bestätigte sein Abstimmungsverhalten ohne weiteres aber mit dem Zusatz dass diese Entscheidung bekanntlich sechs Jahre zurücklag und man sich nun wieder daran machen sollte aktiv zu werden. Er habe aber auch kein Problem damit einen Antrag einzubringen indem zehn Jahre absolute Friedenszeit verordnet wurden. Zumal er nicht mehr lange sein Amt ausüben würde da er bald altersbedingt zurücktreten musste, dann konnte sich sein Nachfolger mit den Problemen der Republik herumschlagen. Er machte deutlich, dass er dem Senat ein kleines, leicht durchführbares Unternehmen angetragen hatte, mit dem man sich eine gute Basis für einen Angriff auf die Griechen schaffen konnte. Sollte einmal ein Krieg mit ihnen ausbrechen, wäre Athenae in Schlagreichweite. Zudem hätte Rom einen Handelsplatz erhalten, der der Republik weitere Reichtümer zugänglich gemacht hätte, der es dem Senat erlaubt hätte die Bürger Roms weiter zu entlasten. Aber er akzeptierte die breite Ablehnung seines Vorschlages und würde nach Creta reißen und den dortigen Fürsten, die ein Eingreifen Roms auf Creta unterstützt hätten, mitteilen, dass sie im Kampf gegen die Griechen auf sich allein gestellt seien. Er rechnete damit, dass die Insel in spätestens fünf Jahren wieder fest in griechischer Hand sei und diese damit im Kriegsfall ohne große Anstrengung die Kornlieferungen für Rom aus Aegyptus unterbinden konnten. Er versprach bei seiner Rückkehr einen Antrag einzubringen, der der Republik zehn Friedensjahre verordnen sollte.
Senator Syrus widersprach Senator Auruncus’ Aussage. Eine wie auch immer geartete Blockade sei nicht festzustellen, im Gegenteil wären einige der Gegner eines Angriffs auf Mediolanum nun zu einer anderen Meinung gelangt. Auch die Bemerkung hinsichtlich eines Dictators amüsierte Syrus, es sei wohl Auruncus’ Hoffnung, dass ihm dieses Amt zufallen würde. Syrus erklärte seine Zustimmung Auruncus zum Dictator für die Abhaltung von Spielen zu ernennen. Auruncus konterte, wenn Syrus Spiele wolle, solle er den Posten annehmen und welche ausrichten. Zudem sollte Syrus nicht den Fehler machen, zu glauben, nur weil es Zustimmung zu einem Angriff auf ein unter Rebellenkontrolle stehendes Mediolanum gab, dass diese Zustimmung auch für den Fall gelte, dass die Stadt griechisch sei. Zudem äußerte er, wenn es einen Dictator zur Kriegsführung geben sollte, dieses Amt nur dem verdienstvollsten Römer im Senat vorbehalten sei: Marcus Quintilius Nerva. Es wäre womöglich auch sinnvoll ihn gleich zum Dictator für die Erlassung von Gesetzen und die Neugestaltung des Staates zu ernennen.
Syrus antwortete nur knapp, dass nur Mediolanum der Hinderungsgrund war, warum sein Vorschlag zu Errichtung der Alpengrenze abgelehnt worden war. Auruncus korrigierte ihn dahingehend, dass ein griechisches Mediolanum der Hinderungsgrund war und die dadurch vorhandene Truppenstärke der Griechen im Angriffsfall, in der jetzigen Situation würde man ja nicht gegen die Griechen ziehen sondern gegen die Insubrer, deshalb wäre die Zustimmung so groß ausgefallen. Syrus sah dies grundlegend anders. Bevor die Diskussion zwischen den Senatoren Syrus und Auruncus weitergehen konnte, ergriff Senator Laenas das Wort. Er bedauerte die Zurücknahme des Vorschlages von Senator Adauctus. Er gab ihm Recht, dass es für die Moral der Truppen besser wäre, ihnen eine Beschäftigung zu geben und für Soldaten war dies zum Beispiel ein Feldzug. Rom unterhalte nicht aus reinem Vergnügen ein Heer aus dreizehn Legionen und 150.000 Soldaten. Durch andauernde Untätigkeit würden die Soldaten zu Disziplinlosigkeit animiert, was sich auch in Desertierungen oder Meuterei ausweiten konnte. Daher stimme er einer Ernennung von Marcus Quintilius Nerva zum Dictator zu, damit dieser unabhängig von Senatsbeschlüssen, die Dinge anpacken konnte die getan werden mussten, aber an der Uneinigkeit des Senats scheiterten.
Senator Nerva schob den Planungen seiner Kollegen jedoch schnell einen Riegel vor indem er erklärte für ein solches Amt nicht zur Verfügung zu stehen. Überdies sollte dieses Amt nur in absoluten Gefahrensituationen besetzt werden und dies sei nachweislich nicht der Fall. Jedoch wollte er für das gezeigte Vertrauen in seine Person danken. Wie die neuesten Meldungen besagten, würde sich die Hoffnung auf eine erfolgreiche Verteidigung Mediolanums durch die Insubrer nicht erfüllen, deshalb sei es richtig sich mit neuen Vorschlägen zu befassen. In diesem Zusammenhang erklärte er ein Creta-Unternehmen bei gründlicher Planung zu unterstützen, es sei denn es kämen bessere Alternativen zur Sprache.
Senator Metellus stellte nun fest, dass der Vorschlag von Senator Adauctus durchaus Unterstützung erfahren würde, ja sogar eine Mehrheit im Senat erreichen konnte, denn sowohl die Senatoren Laenas, Nerva und Auruncus als auch er selbst würden Senator Adauctus’ Vorschlag ihre Stimme geben. Daher ersuchte Metellus Senator Adauctus seinen Antrag einzubringen, damit darüber abgestimmt werden kann.
Senator Nerva erbat vorher nähere Auskünfte über den Stand der Belagerung Mediolanums. Der neue Konsul Quintus Publilius Philo teilte den Senatoren mit, dass die Belagerung der Stadt im dritten Jahr stand und die Griechen Verstärkung herangeholt hatten, währenddessen die Zahl der Verteidiger zusehends schwand. Es war nur eine Frage der Zeit wann die Stadt fallen würde, spätestens in einem Jahr würde es soweit sein. Senator Nerva reagierte darauf nicht überrascht, er hatte diese Entwicklung erwartet. Er erkundigte sich schließlich noch, ob es denn nun mittlerweile zu einer Übereinkunft mit den Etruskern gekommen war.
Senator Marcellus widersprach der Aussage des Senators Auruncus, er stellte klar den Vorschlag der Creta-Unternehmung auch nicht zu unterstützen wenn er von einem anderen Senator vorgebracht worden wäre. Sollte eine Senatsmehrheit zustande kommen, wäre dies legitim und dann würde der Vorschlag eben umgesetzt werden, das würde auch seine Zustimmung finden.
Konsul Philo teilte dem Senator Nerva, nach den Worten des Senators Marcellus, mit, dass mit den Etruskern eine Friedensvereinbarung getroffen wurde. Während der Konsul noch sprach, trat ein Bote ein und überreichte dem Konsul eine Schriftrolle. Ohne von der Nachricht aufzusehen, verkündete Quintus Publilius Philo, dass Mediolanum von den Griechen zurückerobert worden war. Darum werde er nun die Legio „Senatorius Prima Nova“ sowie die an der Grenze bereitgestellten Truppen zurück in ihre Standorte beordern.
Senator Adauctus wurde es schließlich zu bunt, dass der Vorschlag den er einst unterbreitet und aufgrund starker Kritik sogleich wieder zurückgezogen hatte, immer noch Teil der Senatsdebatte war. Zumal er kürzlich von Creta zurückgekehrt sei, wo er den Cretern bzw. deren Führer die bereit waren unter einer römischen Provinzialverwaltung zu leben, mitgeteilt hatte, dass es zu keiner Unterstützung der Creter seitens der Republik kommen werde. Wie aber bereits bei seiner letzten Rede vor dem Senat angekündigt, werde er nun einen neuen Antrag einbringen. Dieser sah vor, dass in den nächsten 10 Jahren die Republik keinerlei militärische Aktionen mehr durchführen sollte, es sei denn zu Zwecken der Verteidigung römischen Bodens auf demselbigen. Keine Legion oder Kohorte sollte die Grenzen Roms für die nächsten zehn Jahre überschreiten.
Senator Laenas konnte zunächst keine Begeisterung für diesen neuen Antrag finden. Es konnte doch nicht der Weg sein, zehn Jahre die Hände in den Schoß zu legen. Er betonte außerdem, dass die Creta-Unternehmung ein guter Plan war und man auch erkennen konnte auf was er abzielte und worauf er aufbaute, nämlich auf dem System mit dem die Griechen agierten. Diese schicken ihre Schiffe, Soldaten und Siedler in alle Himmelsrichtungen und gründeten an den Gestaden an denen sie landeten ihre Pflanzstädte, ganz egal wie weit diese von der Heimat entfernt waren. Von diesen aus begannen sie ihre Kultur und ihren Einfluss zu verbreiten. So haben sie sich mittlerweile rund um das Mittelmeer breit gemacht und haben ihre Machtbasis errichtet, die sie heute so stark macht. Karthago bedient sich ebenfalls dieses Systems. Dieses System müsste sich auch Rom zugrunde legen. Jedoch nicht um Pflanzstädte zu gründen, sondern Städte zu erobern, von wo aus man weitere Landgewinne erzielen kann. Mit der Zeit würden diese Gebiete dann zusammenwachsen und mit gleichzeitiger Expansion von Rom aus, wäre es innerhalb weniger Jahrzehnte möglich den Griechen den Rang abzulaufen. Inseln würden sich für solche Unternehmen natürlich besonders gut eignen, da sie schnell erobert und befriedet wären. Einziges Problem sei, dass alle Inseln im Mittelmeer im Herrschaftsbereich verschiedener Völker lagen. Die Balearen und Sardinien gehörten zu Karthago, Rhodos zum Griechenbund, Zypern zum Perserreich, die Krim zum Bosporanischen Reich. Einzig Kreta war im Moment unabhängig und könnte erobert werden ohne einen Krieg vom Zaun zu brechen.
Senator Syrus schlug nun vor die Insel Sardinia und die Inselgruppe der Baliares von Karthago käuflich zu erwerben. Zumal seinen Informationen zufolge, die Karthager in Africa selbst gerade alle Hände voll zu tun hatten und ihre Seeherrschaft infolge der Ereignisse der letzten Jahrzehnte gelitten hatte. Auch sollte man Creta nicht gänzlich vergessen, als Außenposten konnte die Insel durchaus nützlich sein. Senator Adauctus macht Senator Laenas noch einmal deutlich, dass sein neuer Antrag die Folge des Mangels an anderen umsetzbaren Vorschlägen war. Dem Vorschlag des Senators Syrus stand Senator Nerva eher skeptisch gegenüber. Er sah darin eine zu große finanzielle Belastung der Republik demgegenüber ein sehr geringer Nutzen stand. Nicht nur dass der Kauf Unsummen verschlingen würde, danach galt es die Städte auf das Niveau einer römischen Siedlung zu bringen, wozu weitere Gelder nötig wären. Im Endeffekt würde man wohl wieder die Steuern erhöhen müssen um die notwendigen Summen aufzubringen. Ferner hatten die Inseln für den Handel gar keine und aus militärischer Sicht nur einen geringen Wert.
Senator Lupus sah in dem neuen Vorschlag des Senators Adauctus keine Lösung, denn er würde im Gegenteil die Griechen in ihrer Position stärken und festigen, was es nachher umso schwerer machen würde sie zu schlagen. Da es für die geplante Nordgrenze keine Unterstützung gegeben hatte, sollte man nun wenigstens Präsenz zu Wasser, explizit im griechischen Einflussbereich aufbauen bzw. erweitern. Creta als Stützpunkt zu gewinnen war ein erster Schritt dazu.
Senator Nerva zeigte sich nun doch verwundert, dass ein Vorschlag der nicht einmal zur Abstimmung gebracht worden war, so zahlreiche Fürsprecher fand, obwohl er, als er zur Debatte stand, nur wenige Verfechter begeistern konnte. Nun aber war es zu spät wie der Senator befand und man musste nun eine Vorgehensweise beschließen. Da die Republik zu diesem Zeitpunkt mit keinem Volk im Krieg stand und in den Reihen des Senats die Meinung vorherrschte keinen Krieg vom Zaun zu brechen, konnte man nun nichts anderes mehr tun als abwarten, da günstige Gelegenheiten ungenutzt verstrichen waren.
Senator Quintus Furius Hortensis wandte sich nun an seine Mitsenatoren. Er legte dar, dass es sich die Republik nicht leisten konnte zu stagnieren. Sie musste expandieren, wenn sie nicht irgendwann von einem mächtigen Nachbarn überrollt werden wollte. Mit seinen Nachbarn in Frieden zu leben, könne nicht die Devise sein, allein das Überleben der Republik sei wichtig. Daher seien gewisse Vorschläge die vorgebracht worden waren eher schädlich für Rom als nützlich. Man müsse nun in größeren Kategorien denken und handeln, nicht nur für fünf Jahre planen sondern für fünf Jahrzehnte, natürlich im Rahmen der wirtschaftlichen Möglichkeiten der Republik. Aus diesem Grund gab es für ihn nur ein Gebiet welches überhaupt Gegenstand von militärischen Unternehmungen sein konnte: das Gebiet nördlich des Padus. Statt hier sinnvoll zu agieren kamen unnütze Vorschläge von Teilen des Senats in denen man Armeen und Flotten riskierte. Es schien mehr an eigenen Profit wie an das Wohl der Republik gedacht zu werden. Die Senatoren aber stünden im Dienst des Staates und nicht des Goldes. Er fand den Vorschlag des Senators Adauctus äußert bedenklich, er wolle damit nicht sagen, dass Rom unbedingt einen Krieg vom Zaun brechen solle, aber einen solchen schon jetzt kategorisch für zehn Jahre auszuschließen sei sehr schadhaft für die Republik. Die einzige Möglichkeit Schutz für die eigene Bevölkerung vor feindlichen Angriffen zu gewährleisten sei es den Krieg in das Land der Feinde zu tragen. Besser heute als morgen sollten Truppen über den Padus ziehen.
Auch Senator Syrus äußerte sich dahingehend, dass er die kategorische Ablehnung seines Planes seitens einiger Senatoren wenig nachvollziehen konnte, zumal er auf Anregung von verschiedenen Seiten den Vorschlag mehrmals überarbeitete. Ziel des Vorschlages war auch nicht den Krieg mit den Griechen vom Zaun zu brechen, jedoch selbst der Vorschlag des Kaufes der Stadt Mediolanum von den Griechen wurde ja bekanntlich abgelehnt. Es drängte sich die Ansicht auf, dass man wohl die Vorschläge aus einem anderen Grund ablehnte als dem in den Debatten vorgebrachten. Und gerade der Creta-Vorschlag stehe seiner Ansicht nach nicht im Einklang mit den vertretenen Positionen der Ablehner des Norditalienplanes.
Der gerade von seinem Landgut zurückgekehrte Titus Persius Felix äußerte ebenfalls Zweifel an einer zehnjährigen Untätigkeit und deren möglicherweise negativen Folgen für die Republik. Er räumte ein zu den Senatoren gehört zu haben, die den Vorschlag Senators Syrus abgelehnt hatten, allerdings nicht aus den von Senator Syrus nun implizierten Gründen sondern alleine aus seiner Beurteilung der Lage. Die derzeitige Lage, sei aber wiederum eine andere und daher müsse man nun andere Schlüsse ziehen und dementsprechend vorgehen, nun wäre eine Einnahme Arretiums und das Ziehen einer Alpengrenze notwendig und viel wichtiger auch durchführbar. Quintus Ticina Lupus bemerkte mit leichtem Sarkasmus die veränderten Meinungen einiger Senatoren und schrieb diese der Angst der Senatoren um ihre Landgüter im Norden zu. Und das jetzt wo er, Lupus, sich schon auf die kommende Entspannung und Leichtlebigkeit gefreut hatte.
Schließlich erhob sich der Erste Konsul, denn die aktuelle Abstimmung über den Antrag des Senators Sextius Volteius Adauctus war zu Ende gegangen war: der Antrag war mit knapper Mehrheit angenommen worden. Daher werde er nun den Legionslegaten und Statthaltern entsprechende Befehle zukommen lassen, die sich an den Vorgaben des Senatsentscheides orientierten. Dazu gehörte es auch die Soldaten im Wechsel auf Heimaturlaub zu schicken, denn viele waren schon Jahre nicht mehr bei ihren Familien gewesen. Ungeachtet dessen würden aber die grenznahen Einheiten kampfbereit gehalten werden für den Fall der Fälle. Der Erste Konsul beabsichtigte auch den Sonderdienst zu beauftragen, neueste Informationen aus den Ländern jenseits der römischen Grenzen zu beschaffen.
Auch wenn die Entscheidung schon gefallen war, sah sich Senator Nerva genötigt einen Sachverhalt klarzustellen. Er hielt fest, seine angekündigte Unterstützung des Creta-Vorschlages wäre nicht erfolgt um einen Krieg vorzubereiten sondern rein aus handelsspezifischen Gründen, denn die Handelswege über Creta boten unermesslichen Reichtum für den Beherrscher der Insel und die Republik konnte dieses Geld gut gebrauchen. Außerdem hätte eine Unternehmung auf Creta keinen Krieg heraufbeschworen und die militärische Komponente wäre kurzzeitig und vertretbar gewesen. An seiner Einstellung römische Truppen nicht leichtfertig in große Gefahren zu schicken, wie dies in seinen Augen beim Norditalienvorschlag der Fall gewesen wäre, hätte es keine Änderung gegeben und nach diesen Prinzipien würde er auch zukünftig handeln.
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